31 Mayıs 2016 Salı

TÜRKEN UND ARMENIER- VÖLKERMORD? EIN DEUTSCES ZEUGNIS.


DEUTSCH

Tief beeindrückt vom deutschen Militarismus, das während des ersten Weltkrieges regierende türkische Triumvirat von Talaat Pascha, Enver Pascha und Djemal Pascha hat die Kriegsführung osmanisches Heeres fast völlig deutscher Offiziere übergegeben. Als Chef des osmanischen Generalstaabes stand Bronsart von Schellendorf unmittelbar unter Kriegsminister Enver Pasha.

Nach dem Rachenmord Taalat Pashas von einem Armenier namens Soğomon Tehliriyan in Berlin in 1921 gab es einen Prozeß, was eher zur Beurteilung der Türken für die Vetreibung der Armenier kam. Tehlirian selber war freigesprochen, obwohl der Mordtat bestätigt wurde. Vom Auskommmen des Prozesses unzufrieden hat Von Schellendorf sich verpflichtet gefühlt, seine eigene Meinung über die Ereignisse offenbaren und der Öffentlichkeit mitzuteilen. Erschienen am 24. 7. 1921, im Bleibatt der Morgen Ausgabe der Deutschen Allgemeinen Zeitung, Nr. 342.

Ein Zeugnis für Talaat Pasha

von Generalleutnant a.D. Bronsart von Schellendorf

ehemaligen CHEF DES GENERALSTAABES DES TÜRKİSCHEN FELDHEERES,

zuletzt Kommandeur des Königlich preuß. Inf.-Div



Im Prozeß Teilirian werden Zeugen vernommen, die entweder nichts zur Sache aussagen konnten, oder die die zu bezeugenden Geschichte nur “gehört” haben; Augenzeugen, die die Wahrheit gesehen haben, sind nicht vorgeladen worden. Warum hat man die deutsche Offiziere, die zur seit der Armeniergreuel auf dem Schauplatz dieser im Prozeß so entscheidende Rolle spielenden Begebenheiten dienstlich tätig waren, nicht vernommen?


Sie waren dem Gericht namhaft gemacht, hatten teilweise schon von Gericht die Aufforderung bekommen, sich als Zeugen bereit zu halten, und sind dann schließlich nicht berufen worden. Ich hole darum auf diesem Wege noch nachträglich die ohne meine Schuld versäumte Zeugenpflicht nach, um der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen.

Das dies so spät geschieht, liegt daran, daß ich mir das Material erst nach und nach beschaffen konnte.

Um die dem ermordeten Groswesir zur Last gelegten Armeniergreuel zu verstehen, ist es nötig, einen kurzen Rückblick zu tun.


Armeniengreuel sind uralt! Sie geschehen immer wieder, seit Armenier und Kurden im grenzgebiet Rußlands, Persiens und der Türkei beieinander wohnen.

Der Kurde ist Nomade und Viehbesitzer, der Armenier Ackerbauer, Handwerker oder Händler. Der Kurde hat keine Schulbildung, kennt Geld und Geldeswert nicht genau und weiß, daß Zinsennehmen durch den Koran verboten ist. Der Armenier nutzt als Händler die Unerfahrenheit der Kurden skrupellos aus und übervorteilt ihn. Der Kurde fühlt sich betrogen, rächt sich an dem Wucherer und- “Armeniergreuel” ist fertig! Es muß ausdrücklich betont werden, daß Gegensätze in der Religion dabei niemals mitspielten.

Der uralte Zwist bekam neue Nahrung, als die  Armenier während des großen Krieges einen gefährlichen Aufstand in den östlichen Grenzprovinzen der Türkei unternahmen; ein besonderer Grund dazu lag nicht vor, denn die von den “Mächten” der Türkei auferlegten Reformen begannen gerade zu wirken. Die Armenier hatten Sitz und Stimme in dem neuen Parlament, stellten sogar seitweise den Minister des Auswärtigen. Sie hatten die gleichen sozialen und politischen Rechte wie die übrigen Völker des Staates. Die Ruhe in ihrem Lande wurde durch die von dem französischen General Baumann ausgebildete Gendarmerie aufrecht erhalten.


Der Aufstand war von langer Hand vorbereitet, wie die zahlreichen Funde an gedruckten Aufrufen, aufhetzenden Broschüren, Waffen, Munition, Sprengstoffen usw. in allen von Armeniern bewohnten Gegenden beweisen; er war sicher von Rußland angestiftet, unterstützt und bezahlt. Eine armenische Verschwörung in Konstantinopel, die sich gegen hohe Staatsbeamte und Offiziere richtete, wurde rechtzeitig entdeckt.


Da sich alle waffenfähigen Mohammedaner beim türkischen Heere befanden, war es dem Armeniern leicht, unter der wehrlosen Bevölkerung eine entsetsliche Metzelei anzurichten, denn sie beschränkten sich nicht etwa darauf, rein militärisch gegen die Flanken und gegen den Rücken der in der Front durch die Russen gebundenen türkischen Ostarmee zu wirken, sondern sie rotteten die muselmanische Bevölkerung in jenen Gegenden einfach aus. Sie begingen dabei Grausamkeiten, von denen ich als Augenzeuge wahrheitsgemäß bezeuge, daß sie schlimmer waren, als die den Türken spätervorgeworfenen Armeniergreuel.



Zunächst griff die Ostarmee ein, um ihre Verbindungen mit dem Hinterlande aufrecht zu erhalten; da sie aber alle Kräfte in der Front gegen die russische Überlegenheit brauchte, auch der Aufstand immer weiter, sogar in entfernteren Regionen des türkischen Reiches, um sich griff, wurde die Gendarmerie zur Dämpfung des Aufstandes herangezogen. Sie unterstand, wie in jedem geordneten Staate, dem Ministerium des Inneren. Der Minister des Inneren war Talaat, und er mußte als solcher die nötigen Anweisungen geben. Eile tat Not, denn die Armee war in ihren sehr empfindlichen rückwärtigen Verbindungen schwer bedroht, und die muselmanische Bevölkerung flüchtete zu Tausenden in Verzweiflung vor den Grueltaten der Armenier. In dieser kritischen Lage faßte das Gesamtministerium den schweren Entschluß, die Armenier für staatsgefährlich zu erklären und sie zunächst aus den Grenzgebieten zu entfernen. Sie sollten in eine vom Krieg unberührte, dünn besiedelte aber fruchtbare Gegend überführt werden, nach Nord-Mesopotamien. Der Minister des Inneren und die ihm unterstehende, von dem französischen General Baumann für ihren Beruf besonders ausgebildete Gendarmerie hatten lediglich diesen Entschluß auszuführen.


Talaat war kein unzurechnungsfähiger, rachsüchtiger Mörder, sondern ein weitblickender Staatsmann. Er sah in den Armeniern die zwar jetzt von den Russen und den russisch-armenischen Glaubensgenossen aufgehetzten, aber in ruhiger Zeiten doch sehr nützlichen Mitbürger, und hoffte, daß es ihnen, entfernt von russischen Einflüssen und kurdischen Streitereien, in den neuen fruchtbaren Wohnsitzen gelingen wurde, diese zukuftsreiche Gegend durch ihren Fleiß und ihre Intelligenz zu höher Blüte zu bringen.


Talaat sah ferner voraus, daß die Ententepresse die Ausweisung der Armenier dazu benutzen würde, eine scheinheilige Propaganda gegen die “Christenverfolgungen” der Türken in Szene zu setzen und hätte schon deshalb gern jede Härte vermieden. Er hat Recht behalten! Die Propaganda setzte ein und hatte tatsächlich den Erfolg, daß überall im Auslande diese unglaubliche Dummheit geglaubt wurde. Christenverfolgung! Man bedenke; just in einem Lande, daß mit christlichen Großmächten eng verbündet, eine große Zahl christlicher Offiziere und Soldaten in seinem Heere als Mitkämpfer hätte.


Ich komme nun zum Ausführung des Planes der armenischen Umsiedlung. In einem Lande von der Ausdehnung des türkischen Reiches, das aber so mangelhafte Verbindungen hat, befinden sich die Provinzen in einer mehr oder weniger großen Unabhängigkeit von der Zentralstelle. Die Gouverneure (Walis) haben mehr Gerechtsame als z.b. unsere Oberpräsidenten. Hierauf fußend, nehmen sie für sich in Anspruch, die Verhältnisse an Ort und Stelle oft richtiger beurteilen zu können als dies in Konstantinopel möglich war. Befehle des Ministeriums wurden daher gelegentlich anders ausgeführt wie beabsichtigt. So ging es auf der Beamtenstufenleiter nach unten weiter, wo in vielen Fällen die Einsicht fehlte. 

Die ungewöhnlich schwierige Aufgabe, außer vielen tausenden von muselmanischen Flüchtlingen auch ebenso viele Armenier auf die richtigen Marschstraßen zu leiten, sie zu ernähren und unterzubringen, überstieg die Kräfte der wenigen vorhandenen und noch dazu ungeschulten Beamten. Hier griff Talaat mit größter Tatkraft und allen Mitteln ein. Die von ihm erlassenen zweckmäßigen Anweisungen an die Walis und an die Gendarmerie müssen noch vorhanden sein. Zahlreiche Schreiben des Ministeriums des Inneren an das Kriegsministerium, die mir durch meine Dienststellung bekannt wurden, verlangten dringend Hilfe von der Armee; sie wurde gewährt, soweit die Kriegslage es zuließ: Nahrungs- und Beförderungsmittel, Unterkunftsräume, Ärtzte und Arzneimittel wurden zur Verfügung gestellt, obwohl die Armee selbst empfindlichen Mangel litt. Leider ist trotz aller Mühe, ihr Los zu erleichtern, tausende von muselmanischen Flüchtlingen und armenischen Ausgesiedelten den Anstrengungen der Marsche erlegen.


Hier liegt die Frage nahe, ob man solche Zustände nicht hätte voraussehen und die Umsiedlung unterlassen können. Abgesehen davon, daß die türkischen Flüchtlinge in ihrer berechtigten Angst vor den armenischen Schandtaten sich einfach nicht hätten aufhalten lassen, muß auch die Staatsnotwendigkeit der armenischen Abwanderung aus der Aufruhrgebieten bejaht werden. Die Folgen mußte man auf sich nehmen.


Nehmen wir einmal unsere jetzigen Zustände in Deutschland. Wenn ein Ministerium sich fände und die Macht hätte, anzuordnen: “Alle polnischen Aufrührer werden aus Oberschlesien entfernet und in gefangenenlager gebracht!” oder: “Alle gewalttätigen Kommunisten eingeschifft und an den Küsten Sowjet-Rußlands ausgebooted!”, wurde nicht ein Beifallssturm durch ganz Deutschland brausen?--

Vielleicht legen sich die Richter im Teilirian-Prozess solche Fragen nachträglich vor.--- Sie werden dann zu der harten Maßnahme der armenier-Aussiedlung einen neuen Standpunkt gewinnen! Talaat hat sich der militärischen Forderung, an der Mittelmeerküste alle Griechen ausweisen zu lassen, widersetzt, weil dort wurde “nur Spionage” getrieben. Ein gefährlicher Aufruhr, wie in Armenien, erfolgte nicht, obwohl der Gedanke dazu nahe lag. Talaat war ein Staatsman, aber kein Mörder!


Nun aber die Greuel, die absichtlich an den Armeniern begangen worden sind. Sie sind so vielfach bezeugt, daß an der Tatsache nichts zu zweifeln ist.

Ich beginne mit den Kurden. Selbstverständlich benutzte dieser Volksstamm die seltene, vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit, die verhaßten Armenier, die noch dazu solche Scheußlichkeiten gegen Mohammedaner begangen hatten, bei ihrem Durchmarsch auszuplündern und gegebenenfalls totzuschlagen. Der Leidenszug der Armenier führte viele Tage und Wochen lang durch Kurdistan! Es gab keinen anderen Weg nach Mesopotamien.


Über das Verhalten der den armenischen Scharen truppenweise beigegebenen türkischen Gendarmen lauten die Urteile verschieden. An manchen Stellen haben sie ihre Schützlinge gegen kurdische Banden tapfer verteidigt, an anderen Orten sollen sie geflohen sein. Es wird ihnen auch vorgeworfen, mit der Kurden gemeine Sache gemacht, oder auch allein die Armenier ausgeraubt und getötet zu haben; der Beweis,  daß sie hierbei auf höheren Befehl gehandelt hätten, ist nicht erbracht worden. Talaat kann nicht dafür verantwortlich gemacht werden; die Ereignisse spielten sich 2000 km von ihm entfernt ab, und die Gendarmerie hatte, wie bereits erwähnt, bis zum Ausbruch des Krieges eine ledglich französische Ausbildung erhalten.


Es kann auch nicht geleugnet werden, daß türkische Offiziere sich an Armeniern bereichert und vergriffen haben, wo aber eine derartige Handlungsweise zur Kenntnis der Vogesetzten kam, wurde sofort scharf eingegriffen. So ließ Wehib Pascha, Oberbefehlshaber der türkischen Ostarmee, zwei Offiziere aus solchem Grunde kriegsgerichtlich erschiessen;  Enver Pascha bestrafte den Gouverneur von Aleppo, einen türkischen General, der sich auf kosten der Armenier bereichert hatte, mit sofortiger Dienstentlassung und langer Freiheitsstrafe. Ich denke, diese Beispiele genügen, um zu beweisen, daß man die Armeniengreuel nicht wollte! Aber es war Krieg, und die Sitten waren verwildert. Ich errinere an die Grausamkeiten, die die Franzosen an unseren Verwundeten und Gefangenen verübt haben. Hat das Ausland endlich diese Schandtaten erfahren?


Außer dem ermordeten Groswesir ist, wie ich gehört habe, ist auch Enver Pascha von dem deutschen Gericht angegriffen worden. Enver liebt sein Vaterland glühend; er ist ein ehrenhafter Soldat von großer Begabung und beispielloser Tapferkeit, deren Augenzeuge ich wiederholt war. Seiner Tatkraft  allein ist die Neuschaffung des türkischen Feldheeres zu danken, das, von seinem Geist erfüllt, jahrelang gegen eine erdrückende Übermacht kämpfte und heute noch für die Heimat kämpft. Kein deutscher Offizier ist berufener, über ihn und seinen Freund Talaat Pascha zu urteilen, wie ich, da ich von 1914 bis Ende 1917 als Chef des Generalstabes des türkischen Feldheeres in den  engsten Beziehungen zu diesen beiden Männern stand.

Talaat Pascha ist ein Opfer seiner Vaterlandliebe geworden. Möge es Enver Pascha gelingen, wenn seine Zeit gekommen ist, sein Vaterland zu neuer Größe zu erheben. Daß diese beiden Männer mir in schwerer Zeit ihr volles Vertrauen, ich darf sagen, ihre Freundschaft geschenkt haben, ist eine stolze Errinerung für mich.

Überliefert von Cengiz Özakıncı in seinem Buch Türkiye’nin Siyasi İntiharı ve Yeni Osmanlı Tuzağı (“Der Politische Selbstmord der Türkei und die Neo-Osmanische Falle”), Otopsi Yayınları, Istanbul 2005. ISBN-975-8410-71-7 pp. 602-607. Herr Özakıncı hat gewissenhaft den deutschen Originaltext mitgegeben. Einige offenbare Schreibfehler habe ich korrigiert.
Schliesslich ist es einem anderen Offizier gelungen, die Türkei “zu neuer Grösse zu erheben”, dem Mustafa Kemal Pascha, später Atatürk, sieger des türkischen Befreiungkrieges und schöpfer der türkischen Republik. Enver hat sein Heldentod anderswo gefunden, in fernem Beldjivan, heutigem Tadjikistan, im Kampf gegen die Bolschewiten. Es war am 4. August 1922, weniger als ein Monat vor dem endgültigen Sieg Mustafa Kemal Paschas im Türkischen Unabhängigketskrieg (30. August).

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